Politik und Verwaltung
Das World Trade Forum 2020 befasste sich mit Handelskonflikten zwischen grossen Volkswirtschaften, Spannungen im Welthandel und mit den damit verbundenen Lösungsansätzen. Zudem wurden Möglichkeiten diskutiert, wie die zukünftige Zusammenarbeit im internationalen Handel gestärkt werden kann.
Führende Handelsexpertinnen und -experten aus der Praxis, Wissenschaft, Verwaltung, NGOs, internationalen Organisationen und der Privatwirtschaft nahmen im September 2020 am – erstmals – digitalen World Trade Forum teil. Gleich zu Beginn der Konferenz wurde festgehalten, dass die Herausforderungen für das multilaterale Handelssystem immer noch gross sind. Ein Ziel des Forums war deshalb, sich diesen Herausforderungen zu stellen und mögliche Lösungen zu diskutieren.
Es wurde betont, wie wichtig Handelsabkommen sind und wie diese auch «nicht handelspolitische Ziele» – wie zum Beispiel Bürgerrechte, Sicherheit, wirtschaftliche und soziale Rechte sowie Umweltschutz – vorantreiben können. Unter den Entwicklungsländern im asiatisch-pazifischen Raum ist ein erheblicher Kapazitätsaufbau erforderlich, um nichthandelsbezogene Ziele wie Arbeits- und Umweltbestimmungen in Handelsabkommen aufzunehmen.
Weitere Panels befassten sich mit Fragen zu den Handelsbeziehungen zwischen China, der EU sowie den USA und der andauernden globalen Nachhaltigkeitsdebatte. In der Diskussion zur Klimapolitik wurde aufgezeigt, wie Wertschöpfungsketten durch sogenannte «Voluntary Sustainability Standards (VSS)» nachhaltiger gestaltet werden können. Diese Standards sind ein weitverbreitetes Instrument zur Steuerung verschiedener Aspekte globaler Wertschöpfungsketten. Sie garantieren, dass gekaufte Produkte die Umwelt und die Menschen, die sie herstellen, nicht schädigen.
Ferner wurde über die globale Handelspolitik im Allgemeinen sowie über Handelskonflikte und mögliche Lösungsansätze diskutiert. «Die Länder, die offen für den Handel bleiben, werden mittel- und langfristig besser abschneiden», sagte Anne Krueger von der John-Hopkins-Universität über die Zukunft des Handels. Man müsse, unter anderem, die Welthandelsorganisation «wiederbeleben», bevorzugte Handelsvereinbarungen (Preferential Trade Arrangements) stärken und die Offenheit und den Wettbewerb im Welthandel beibehalten, so Krueger.
Auch die aktuelle Situation des multilateralen Handelssystems wurde im Rahmen der Konferenz thematisiert. Dabei lieferten die Expertinnen und Experten Einschätzungen zu Herausforderungen, mit denen der internationale Handel konfrontiert ist – wie etwa die anhaltende Lähmung der WTO-Berufungsinstanz, die Verschärfung des geopolitischen Wettbewerbs oder politisch bedingte Exportbeschränkungen. Sie thematisierten aber auch Lösungen, die zu einer gewissen Entspannung beisteuern könnten: So schlug etwa Peter Van den Bossche, Studienleiter am WTI, für die Zukunft des WTO-Streitschlichtungsverfahren vor, die Wiederbelebung eines reformierten Berufungsgremiums und die Einrichtung eines grösseren ständigen Gremiums voranzutreiben.