Zentrum für Künstliche Intelligenz in der Medizin
Raphael Sznitman

«Es ist unsere Mission, Innovationen im Bereich der KI zu entwickeln, um das Leben zukünftiger Patientinnen und Patienten zu verbessern.»

Gesundheit und Medizin

Für eine bessere Patientenversorgung

Die Universität Bern und die Insel Gruppe haben das Center for Artificial Intelligence in Medicine (CAIM) gegründet. Es soll Patientinnen und Patienten dank Künstlicher Intelligenz eine massgeschneiderte und effizientere Versorgung ermöglichen.


Immer mehr Daten für immer mehr Patientinnen und Patienten werden generiert. Es gäbe vieles, was Ärztinnen und Ärzte in die Behandlung integrieren könnten, aber wegen der schieren Datenflut nicht schaffen. «Genau hier kann Künstliche Intelligenz ansetzen: KI kann grosse Datenmengen verdichten und verknüpfen und damit deren volles Potenzial erschliessen, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern», erklärt Raphael Sznitman, Direktor des Center for Artificial Intelligence in Medicine CAIM. Das CAIM wurde im November 2020 gegründet.

KI ermöglicht bessere Entscheide

So kann KI Gesundheitsdaten wie Alter, Geschlecht, Gewicht – aber auch Vitaldaten, medizinische Bildgebung und genetische Faktoren – integrieren und innert Sekunden Ärztinnen und Ärzten Hinweise liefern wie «Achtung: Eine andere Therapie hat wahrscheinlich weniger Nebenwirkungen!» Oder sie kann dazu beitragen, Patientinnen und Patienten mit chronischen Leiden, wie zum Beispiel Diabetes, Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, mit denen der Alltag besser zu meistern ist.

In der Covid-19-Forschung kann KI dazu eingesetzt werden, Erkrankte möglichst früh in Gruppen zu unterteilen. So können diejenigen, die wahrscheinlich einen schwierigen Verlauf vor sich haben, von Anfang an besser behandelt werden. Mit diesen Informationen können Ärztinnen und Ärzte Entscheidungen für die richtige Diagnose, die ideale Therapie treffen.

Wussten Sie, dass?

«KI erkennt Covid-19 auf Röntgenbildern zuverlässiger als der Mensch: Eine Studie des Inselspitals und der Universität Bern zeigte, dass KI in Röntgenbildern 97% von Covid-19-Erkrankungen korrekt zuordnen konnte, Ärztinnen und Ärzten dagegen 53%. Das legt den Schluss nahe, dass der Computer auf den Bildern etwas erkennen kann, das dem menschlichen Auge entgeht.»

«Aus diesem Grund ist es unsere Mission, Innovationen im Bereich der KI zu entwickeln, um das Leben zukünftiger Patientinnen und Patienten zu verbessern», sagt Sznitman. Das CAIM verbindet dafür Forschung und Klinik und nutzt die starke Vernetzung des Medizinalstandortes Bern, um möglichst rasch Innovationen in die Gesundheitsversorgung zu bringen.

Das CAIM baut auch die Ausbildung aus und wird an vorderster Stelle eine neue Generation von Medizinerinnen und Forschern mit digital skills ausstatten. Weiter wird ein Forschungsfonds gezielt Projekte fördern, die aktuelle Herausforderungen im Gesundheitswesen lösen und den konkreten Patientennutzen im Blick haben.

Ethische, rechtliche und politische Fragen

Da KI in der Medizin auch Besorgnis auslösen kann – etwa, dass Maschinen Ärztinnen und Ärzte dereinst ersetzen könnten, oder dass der Datenschutz gefährdet sein könnte – führt das CAIM einen Dialog mit der Öffentlichkeit. «Künstliche Intelligenz wirft auch ethische, rechtliche und politische Fragen auf», sagt Sznitman. «Daher werden wir ein integriertes Ethik-Labor haben.» Das Ethik-Labor vereint vier Fakultäten der Universität Bern – die Medizinische, Rechtswissenschaftliche, Philosophisch-Naturwissenschaftliche sowie die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche – um Forschende zu beraten und die Bevölkerung fundiert zu informieren.

Interview mit Raphael Sznitman in «uniaktuell», dem Online-Magazin der Universität Bern

Center for Artificial Intelligence in Medicine (CAIM)

Das Center for Artificial Intelligence in Medicine (CAIM) ist eine Forschungs-, Lehr- und Translationsplattform für Medizinaltechnologie, die KI nutzt, um die Versorgung der Patientinnen und Patienten zu verbessern und die Arbeit von Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegenden zu erleichtern. Das CAIM profitiert von der einzigartigen Konstellation in Bern, die Akteure aus Wissenschaft, Gesundheitswesen und Industrie zusammenführt. Es wurde im Januar 2021 als Zentrum der Medizinischen Fakultät der Universität Bern und des Inselspitals, Universitätsspital Bern, zusammen mit den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern (UPD) und dem Schweizerischen Institut für Translationale und Unternehmerische Medizin (sitem-insel) als Partner eingeweiht. Als Teil der Berner Initiative zur Digitalisierung des Gesundheitswesens ist das CAIM ein virtuelles Zentrum, das Ingenieurinnen, Ärzte und Forschende im Bereich der medizinischen KI verbindet und ihnen Ressourcen und Zugang zur Infrastruktur zur Verfügung stellt. Das CAIM bündelt interdisziplinäre Berner Expertise im Bereich der Biomedizinaltechnik und fördert Projekte, die sich mit dem Potenzial der KI-Technologie für das Gesundheitswesen befassen. Das CAIM wird die Vermarktung von Innovationen in der KI-Technologie fördern, die Inkubation von Start-ups unterstützen und durch exzellente Forschung, Translation und wirtschaftliches Wachstum nachhaltige Werte schaffen.

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